Der Vorfilm war eine skandinavische Variation des Auto-rollt-führerlos-langsam-davon-Themas. Hier werden erst kleinste Katastrophen nur durch Zufall vermieden, während es wohl komisch wirken soll, wenn die Autofahrerin im Rentenalter auf dem Fahrrad des Enkels(?) versucht ihren im Schrittempo rollenden Jetta einzuholen. Schließlich wird noch, moralisch fragwürdig, Sachbeschädigung durch die Not gerechtfertigt und durch lakonische Erinnerung an diese humorisiert.

Willenbrock (28.03.2005)

Diese, wieder, Romanverfilmung aus der zentraldeutschen Provinz (die Hinweise dass es sich um Magdeburg handelt, hier zu Beginn etwas redundant: Skyline, Lokalzeitung, Kfz-Kennzeichen) versucht sich in dem schwierigen Unterfangen einen Gebrauchtwagenhändler als Sympathieträger zu etablieren. Oder soll er anhand seines Innenlebens bloßgestellt werden? Denn nach den Regeln des Romans stürzt nach Einführung seines von ihm konstruierten Lebens zwischen Automarkt fürs Einkommen, abhängiger Ehefrau für die häusliche Liebe, einer Uniprofessorin für den Trieb und einer Studentin für die Romantik dieses zusammen als durch einige Diebstähle und Überfälle auf seinen Angestellten und dann auf das Ehepaar selbst seine Belastungsgrenze erreicht wird. Die von außen kommende eigentlich geringfügige Störung von außen scheint seine Kalkulationfähigkeiten betreffs der Frauen zu schwächen, so dass sich eine nach der anderen (un-)freiwillig verabschiedet, jedoch die Ehefrau allen moralischen Aufklärungen zum Trotz zum HappyEnd wiederkehrt. Problematisch wie in den meisten Buchverfilmungen hier die scheinbar willkürlich ausgewählten Handlungssträngen, von denen einige nicht einmal zuende gesponnen werden. So bleibt der in den Westen geflüchtete und damit seine Flugleidenschaft verhinderter Bruder nur eine an Napula erinnernde Episode, so bleiben so einige Straftaten unbewältigt, was aber hoffentlich kein Sequel androht, denn nach der Exposition und den, zugegeben recht eindrucksvoll inszenierten, allerdings ja wieder nur physischen, Bedrohungen von Außen tritt der Film, wie der ursprünglich ja so agierende Protagonist, ziemlich auf der Stelle und sieht der Dekonstruktion, die ja nicht einmal vollständig ist, nur noch zu. Die scheinbar grundlos eingesprengselte Justizkritik und die Wahl der Straftäter- und Vergeltungshelfernationalität wirken dann noch unfundiert oder vorurteilsverstärkend. Darstellerisch zwar recht solide (nur der Akzent klang mir bei ihm doch etwas bemüht) jedoch thematisch unausgegoren, da, wohl bewusst, keine Partei ergriffen wurde.

lr

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